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"Le plaisir d´amour" – Kriszti Kiss und Peter Schütze lesen französische Texte aus drei Jahrhunderten. Donnerstag, 25.10.2007, Beginn 19.00 Uhr. Universitätsbibliothek Hagen, Ausstellungsraum, Universitätsstr. 23, 58097 Hagen. In Zusammenarbeit mit der Deutsch-Französischen Gesellschaft Hagen e.V.
Dass Frankreich das Land der Liebe sei und Paris deren Hauptstadt, besagt ein Jahrhunderte altes Klischee, das zahlreiche Romane, Chansons und Filme vermitteln. Häufig wurde in der Vergangenheit - insbesondere im Deutschland des 18. und 19. Jahrhunderts - dieses Fremdbild mit dem Vorwurf verquickt, die Franzosen seien frivol, es mangele ihnen an Gefühlstiefe. Wie reich aber gerade die französische Literatur an sensiblen Darstellungen der Liebe ist, zeigt die Lesung "Le plaisir d´amour", in der Kriszti Kiss und Peter Schütze Texte vom frühen 19. Jahrhundert bis zu unserer Gegenwart vortragen.
Am Beginn stehen Auszüge aus Stendhals 1830 erschienenem Roman "Le Rouge et le Noir" ("Rot und Schwarz"). Henri Beyle (1783-1842), der sich aus Verehrung für J. J. Winckelmann nach dessen Geburtsort Stendhal nannte, gehört zu den großen Erzählern der Weltliteratur. Erzählt wird im berühmtesten Roman des Autors die Geschichte Julien Sorels, eines skrupellosen Emporkömmlings. Dieser erhält eine Stelle als Hauslehrer bei Monsieur de Rênal, dem Bürgermeister einer Kleinstadt, und verführt dessen Gattin, zu der ihn vor allem deren gesellschaftliche Position hinzieht.
Ein durchgängiges Thema von "Rot und Schwarz" ist der Zwiespalt zwischen Gefühlswahrheit und Verstellung. Er wird von der Erzählerstimme, in den Dialogen und inneren Monologen reflektiert, doch der Autor enthält sich einer moralischen Bewertung: "Der Roman ist ein Spiegel, der über eine Landstraße spaziert: Bald füllt er die Augen mit Himmelblau, bald mit dem Schmutz der Pfützen."
Christiane Rochefort (1917-1998) zählte zu den Mehrfachbegabungen der französischen Literatur. Sie schrieb, malte, zeichnete und beschäftigte sich mit Musik. Ihr Erstlingsroman "Le repos du guerrier" erregte in der prüden Gesellschaft der fünfziger Jahre heftigen Anstoß. Erst ihr zweites Buch "Les petits enfants du siècle" ("Kinder unserer Zeit"), aus der das Prosastück "Ils sont formidables" ("Tolle Burschen") stammt, brachte ihr allgemeine Anerkennung. Der Text schildert aus der Perspektive der Hauptgestalt das Leben eines Mädchens in einer Pariser Satellitenvorstadt. Viele Leser bürgerlicher Herkunft wurden erstmals durch Christiane Rocheforts Buch über die Lebensbedingungen in den Vorstädten informiert.
Die 1970 geborene Schriftstellerin und Journalistin Anna Gavalda errang mit ihrem 2002 publizierten Roman "Je l´aimais" ("Ich habe sie geliebt") einen internationalen Erfolg. Pierre und Chloé haben - so scheint es - nichts gemeinsam. Chloé ist eine junge Frau mit zwei kleinen Töchtern, die gerade von ihrem Mann verlassen worden ist. Ihr Schwiegervater, ein Mann von Mitte sechzig, erschien ihr stets als ein eingebildeter und unsensibler Bourgeois. Eines Tages lädt er sie zusammen mit den Kindern in das Ferienhaus der Familie ein. Er erzählt ihr von einer eigenen, lange vergangenen Liebesbeziehung. Chloé entdeckt hinter der autoritären Maske einen aufmerksamen Zuhörer und gewinnt einen Freund.
Jacques Prévert (1900-1977) gehört in Frankreich auch dreißig Jahre nach seinem Tod zu den populären Lyrikern. Wir hören sein Gedicht "Voyages" ("Reisen"). Es ist ein Text, der in wenigen, scheinbar einfachen Worten die Liebe nachempfinden lässt.