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Peter Schütze liest Erzählungen von Giovanni Verga
Eine Veranstaltung der Universitätsbibliothek Hagen in Zusammenarbeit mit dem Freundeskreis Italien am Mittwoch, 28.10.2009, ab 19.00 Uhr in der Universitätsbibliothek Hagen, Ausstellungsraum, Universitätsstraße 23, 58097 Hagen
Giovanni Verga (1840-1922) gilt seit langem als Begründer der modernen italienischen Epik und als wichtigster Repräsentant des Verismus, der italienischen Spielart des sozialkritischen Realismus.
Der aus dem sizilianischen Catania stammende Autor schrieb zunächst Romane und Erzählungen im spätromantischen Stil. Sie spielen in der mondänen Gesellschaft jener Zeit und bekunden die Begeisterung des Autors für die Ideale des Risorgimento, der italienischen Einigungsbewegung. Mit der 1874 erschienenen Erzählung "Nedda" erschloss sich Verga neue Ausdrucksformen und Inhalte, die er in den später entstandenen Erzählungssammlungen "Vita dei campi" und "Novelle rusticane", in Theaterstücken und in den großen Familienromanen "I Malavoglia" (1881) und "Mastro-Don Gesualdo" (1889) weiterentwickelte. Zu den damals entstandenen Texten gehört auch die Erzählung "Cavalleria rusticana", deren Theaterfassung der Komponist Pietro Mascagni 1890 als Libretto für eine bis heute häufig aufgeführte Oper verwandte.
Die meisten Werke Vergas aus dieser Schaffenszeit spielen in der Heimat des Autors, in den Dörfern und Orten am Fuße des Ätna. Der Fortschrittsoptimismus seiner frühen Romane und Erzählungen ist verflogen: Verga wurde sich bewusst, dass sich die Realität Siziliens im vereinten Italien nicht verbessern würde. Der Autor schildert das Leben der armen Landbevölkerung in einer Sprache, die die syntaktischen Brüche und den Bildreichtum des Dialekts höchst kunstvoll nachformt. Dargestellt werden der meist vergebliche Kampf um sozialen Aufstieg, die Macht der Religion, des Aberglaubens und der Gesetze eines starren Systems der Ehre und Tradition. Verga nutzt die erlebte Rede, die Wiedergabe des Bewusstseinsstroms seiner Gestalten in der dritten Person, um in seinen Werken eine Wahrhaftigkeit zu erreichen, die im gesellschaftlichen Leben immer wieder verleugnet wird.
Giovanni Vergas Einfluss auf die italienische Literatur des 20. Jahrhunderts, insbesondere auf die Autoren des Neorealismus, war immens. Seine Ausstrahlung reicht aber auch auf das Gebiet der Wissenschaft: Der Soziologe René König (1906-1992) übersetzte nicht nur den Roman "I Malavoglia" ins Deutsche, er ließ sich auch in seinem eigenen Buch über Sizilien von Vergas Beschreibungsweise inspirieren.