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Geschichten um Melusine und Undine - gelesen von Kriszti Kiss und Peter Schütze
Zwei Lesungen der Universitätsbibliothek Hagen in Zusammenarbeit mit der Gleichstellungsbeauftragten der FernUniversität am Mittwoch, 26. Mai, und Mittwoch, 9. Juni 2010, Beginn jeweils ab 19.00 Uhr in der Universitätsbibliothek Hagen,
Ausstellungsraum, Universitätsstraße 23, 58097 Hagen
1811 veröffentlichte der romantische Dichter Friedrich de la Motte Fouqué (1777-1843) die Erzählung "Undine". Das Werk, das von der unglücklich endenden Liebe eines jungen Mädchens, einer geheimnisvollen Wasserfrau, zu einem Ritter handelt, hatte einen großen Erfolg. Erzählungen, Musik und Werke der bildenden Kunst belegen bis heute die Faszination, die von der Gestalt der Undine ausgeht.
Kriszti Kiss und Peter Schütze folgen in den beiden Lesungen am 26. Mai und 9. Juni 2010 einigen literarischen Weiterentwicklungen der Undine- und der ihr eng verwandten Melusine-Figur in der europäischen Literatur der letzten zweihundert Jahre.
Fouqués Erzählung zeigt auf den ersten Blick ein traditionelles Frauenbild: Erst durch die Liebe zu einem Mann erhält Undine eine Seele. Und doch ist die junge Frau ihrem Ehemann überlegen, denn dieser ist in seiner Beschränktheit unfähig, Undines verstörendes Wesen, das sich Konventionen verweigert, zu begreifen. Er beleidigt und verstößt sie am Ende.
Auch Johann Wolfgang von Goethe erzählt in seiner "Neuen Melusine" (1821) von der Liebe eines übernatürlichen weiblichen Wesens zu einem Mann. Auch diese Verbindung zerbricht an der Gefühlsarmut des Mannes, auch sie endet im Liebesverrat, einer öffentlichen Schmähung.
Der französische Dramatiker Jean Giraudoux (1882-1944) schildert im Drama "Ondine" (1939) mit den Mitteln eines ironisch gebrochenen Märchenspiels den tödlichen Konflikt zwischen unbedingter Liebe und dem Festhalten an gewohnten Lebensmustern.
Die Erzählung "Die Sirene" von Giuseppe Tomasi di Lampedusa (1896-1957) beginnt im Turin der dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts. Doch dann gewinnt das Geschehen mythische und phantastische Züge: Der Protagonist, ein alter Professor, berichtet von seiner jugendlichen Passion zur Sirene Ligäa. Diesem Geschöpf bleibt er bis zu seinem Tode treu.
Ingeborg Bachmanns (1926-1973) Erzählung "Undine geht" zählt zu den bekanntesten Texten der Nachkriegsliteratur. In einem Monolog rechnet Undine tief enttäuscht mit ihren Geliebten ab. Jeder Kompromiss mit dem Alltag und dem bloßen Zweckdenken wird von ihr radikal verworfen. Dennoch endet die Geschichte mit einem Lockruf, der einen neuen Anfang bedeuten kann: "Komm. Nur einmal. Komm."