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"In einer Nacht des Jahres 1943"

Gerd Buurmann und Burkhard Schmiester lesen Erzählungen von Giorgio Bassani – eine Veranstaltung der Universitätsbibliothek Hagen in Zusammenarbeit mit dem Freundeskreis Italien und der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Hagen und Umgebung e.V. am Montag, 7. November 2011, 19 – 21 Uhr (Eintritt frei). Die Veranstaltung findet in der Ellipse im ehemaligen TGZ der FernUniversität statt (Universitätsstraße 11, 58097 Hagen).

Giorgio Bassani, 1916 in Bologna als Sohn einer jüdischen Familie geboren, wuchs in Ferrara auf, in der Stadt, in der seine Vorfahren seit vielen Generationen ansässig waren. Mit der Verkündigung der „Rassengesetze“ der italienischen Faschisten 1938 erfuhren er und seine Familie zunehmend Ausgrenzung und Verfolgung. Die meisten Mitglieder der jüdischen Gemeinde Ferraras wurden seit 1943 in deutsche Vernichtungslager deportiert und dort ermordet. Giorgio Bassani schloss sich der Widerstandsbewegung an, er konnte überleben.

Seit den fünfziger Jahren wurde Bassani als Autor von Romanen und Erzählungen, als Essayist und Lyriker bekannt. Sein Roman „Die Gärten der Finzi-Contini“ (1962) hatte einen weltweiten Erfolg. Für sein literarisches Gesamtwerk erhielt er neben zahlreichen anderen Auszeichnungen 1969 den Nelly-Sachs-Preis der Stadt Dortmund. Giorgio Bassani starb im Jahr 2000 in Rom.

Bassanis autobiographisch gefärbte Erzählungen und Romane spielen fast ausnahmslos in Ferrara. Sie handeln vom Aufstieg des Faschismus und der Schuldverstrickung des Bürgertums. Doch zugleich symbolisiert Ferrara für Giorgio Bassani Heimat – die Stadt ist der melancholisch überschattete Ort einer zunächst glückhaft empfundenen Kindheit und Jugend.

Die Erzählungen „Eine Gedenktafel in der Via Mazzini“ und „In einer Nacht des Jahres 1943“, die Gerd Buurmann und Burkhard Schmiester lesen, entstanden in den fünfziger Jahren. Der erste Text erzählt von der Rückkehr des jungen Geo Josz aus deutschen Konzentrationslagern in seine Heimatstadt Ferrara. Wird er anfänglich von den ehemaligen Mitbürgern teilnahmsvoll aufgenommen, so erscheint er nur allzu bald als lästiger Mahner an Geschehnisse, die die meisten rasch vergessen möchten. Die zweite Erzählung handelt von nächtlichen Geiselerschießungen mitten in der Altstadt Ferraras, von den Verdrängungen und Lebenslügen der Täter und „Zuschauer“, die sich schnell wieder in ihrer bürgerlichen Normalität einrichten.

Giorgio Bassani versteht es, mit großer Sprachkraft und einem kunstvollen Wechsel der Erzählperspektiven die Vergangenheit lebendig werden zu lassen. „Die Vergangenheit“, schreibt er einmal, „ist nicht tot, sie stirbt nie. Aber sie entfernt sich in jedem Augenblick. Es ist also möglich, die Vergangenheit zurückzuholen. Aber man muss (...) eine Art Korridor durchlaufen, der jeden Augenblick länger wird. (...) Ganz am Ende, an dem fernen, im hellen Sonnenlicht liegenden Punkt, dort, wo die schwarzen Wände des Korridors fast zusammenlaufen, dort steht das Leben, so lebendig und pochenden Herzens wie damals, als es sich das erste Mal ereignet hatte.“

Nachricht gültig bis 07.11.2011

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Letzte Änderung: 11.02.2022


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