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Eine Ausstellung der Universitätsbibliothek Hagen aus dem Literaturhaus Berlin
Ausstellungsraum der Universitätsbibliothek Hagen, Universitätsstr. 23, 58097 Hagen, 27.09. – 08.11.2012 (Öffnungszeiten: Mo-Do 9-19 Uhr, Fr 9-16 Uhr, Sa 9-13 Uhr)
Ausstellungseröffnung am 27.09.2012, 19–21 Uhr, in der Mensa der FernUniversität (Universitätsstr. 25, 58097 Hagen): „Niederungen“ – Janina Schmulder und Burkhard Schmiester lesen aus dem gleichnamigen Prosaband Herta Müllers.
Eintritt zur Lesung und Ausstellung frei
Herta Müller, Literaturnobelpreisträgerin des Jahres 2009, wurde bald nachdem 1984 ihr erster Prosaband „Niederungen“ in der Bundesrepublik erschienen war, als eine der wichtigsten Stimmen der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur bekannt. In ihrer Debütveröffentlichung schildert die Autorin mit hinreißender literarischer Kraft das archaische und brutale Dorfleben in ihrer Heimat, dem deutschsprachigen rumänischen Banat.
Eine Lesung aus diesem Buch mit Janina Schmulder und Burkhard Schmiester eröffnet am 27.09.2012 die von Ernest Wichner und Lutz Dittrich (Literaturhaus Berlin) kuratierte Ausstellung „Minze Minze flaumiran Schpektrum“. Der Titel zitiert eine Zeile aus dem Gedichtband „Der krimgotische Fächer“ von Oskar Pastior. Pastiors Worte wurden für Herta Müller zu einer Beschwörungsformel gegen Tristesse, Dumpfheit und Tyrannei, als sie noch in Rumänien in einer Maschinenfabrik arbeitete; die Zeile begleitet sie bis heute.
Seit Mitte der neunziger Jahre verband Herta Müller und Oskar Pastior (1927-2006) eine Freundschaft, die sich vertiefte, als beide 2001 mit der Arbeit an einem Roman über die Deportation der Rumäniendeutschen in die sowjetischen Arbeitslager nach dem Zweiten Weltkrieg begannen. Als Pastior, der zu den 80.000 Deportierten gehört hatte, 2006 starb, entschloss sich Herta Müller nach langem Zögern, das Buch alleine weiterzuschreiben. Es erschien schließlich 2009 unter dem Titel „Atemschaukel“.
Die Ausstellung in der Universitätsbibliothek Hagen zeichnet die Freundschaft nach, die Herta Müller und Oskar Pastior verband: Erstmals werden Notizen, Skizzen und Zeichnungen aus Herta Müllers Arbeitsheft gezeigt, die Einblicke in die Entstehung der „Atemschaukel“ geben. Während der gemeinsamen Arbeit am Roman klebte Herta Müller besondere Collagen für Oskar Pastior, der, solcherart verwöhnt, schließlich Woche für Woche Nachschub erwartete. Auch diese Collagen sind zu sehen.
Als 2010 bekannt wurde, dass Oskar Pastior 1961 eine Verpflichtungserklärung für den rumänischen Geheimdienst unterschrieben hatte, waren das Erschrecken und das Unverständnis groß. Ausgewählte Dokumente aus Pastiors Opfer- und Täter-Akte verdeutlichen die zeitgeschichtlichen Umstände die zum „Fall“ des informellen Mitarbeiters „Stein Otto“ führten.