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Melanie Rehbein, Gerd Buurmann und Burkhard Schmiester lesen Balladen - eine Veranstaltung der Universitätsbibliothek Hagen am Donnerstag, 19. September 2013, 19–21 Uhr (Eintritt frei). Die Veranstaltung findet in der Ellipse im ehemaligen TGZ (Universitätsstraße 11, 58097 Hagen) statt.
Die Ballade ist seit langem eine beliebte literarische Gattung. Wie sie aber eigentlich zu definieren sei, darüber sind sich die Poeten und Literaturwissenschaftler wenig einig. Oft zitiert wird Johann Wolfgang Goethes (1749-1832) Aussage, in der Ballade seien wie in einem lebendigen „Ur-Ei“ die Elemente der Dichtung, das Lyrische, Epische und Dramatische, noch nicht getrennt.
Die Gattung hat sich immer wieder starren Festlegungen entzogen und als höchst wandlungsfähig erwiesen. So erklärt sich die Spannweite zwischen den Texten Gottfried August Bürgers (1747-1794), den klassischen Balladen Johann Wolfgang Goethes und Friedrich Schillers (1759-1805) und denen Theodor Fontanes (1819-1898). Zu den wichtigsten Erneuerern der Ballade im frühen 20. Jahrhundert gehört Bertolt Brecht (1898-1956). Er gab ihr ein neues Gesicht, indem er Politisches und scheinbar Privates mit den Mitteln „niederer“ Dichtungsformen wie der Moritat, des Bänkelsangs und Gassenhauers ausdrückte.
Nach 1945 erschien Balladendichtung lange als antiquiert. Seit den sechziger Jahren entpuppte sie sich aber wieder als höchst lebendig. Zeitkritische Texte stammen u.a. aus der Feder von Hans Magnus Enzensberger (geb. 1929), Franz Josef Degenhardt (1931-2011) und Volker Braun (geb. 1939); auch Protestsongs und Rap-Texte übernehmen Elemente der Ballade.
Melanie Rehbein, Gerd Buurmann und Burkhard Schmiester spüren in ihrer Lesung einem Motiv nach, das in den Balladen des 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts oft anzutreffen ist, das sich aber schon in den Balladen Friedrich Schillers, Adelbert von Chamissos (1781-1838) und Heinrich Heines (1797-1856) findet: Es ist das Thema der Macht, der Kämpfe, die um sie geführt werden, und der Niederlagen, die die Handelnden erleiden. Die spannenden, traurigen, hoffnungsvollen und witzigen Poesien vom späten 18. Jahrhundert bis zu unserer Gegenwart, die zum Vortrag kommen, decken Missstände auf und beklagen sie, ermutigen zum Handeln und zum eigenständigen Denken. Sie erzählen „unerhörte“ Geschehnisse, die sich der Erinnerung einprägen.