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Dr. Peter Schütze liest Lyrik und Prosa von Charles Baudelaire.
Einführungsvortrag von Prof. Dr. Ulrich Schödlbauer, Institut für Neuere deutsche Literatur- und Medienwissenschaft: „Baudelaires Moderne“
Eine Veranstaltung der Universitätsbibliothek Hagen in Zusammenarbeit mit der Deutsch-Französischen Gesellschaft Hagen e.V. am Donnerstag, 13. November 2014, 19-21 Uhr (Eintritt frei). Die Veranstaltung findet in der Ellipse im ehemaligen TGZ, Universitätsstr. 11 statt.
Charles Baudelaire (1821-1867) gilt seit Beginn des 20. Jahrhunderts als Begründer der modernen Lyrik und als einer der wichtigsten Schöpfer der modernen Kunst- und Literaturkritik. Die Lyrik von Arthur Rimbaud, Paul Verlaine, Stefan George und Rainer Maria Rilke, um nur diese Schriftsteller zu nennen, ist ohne das Vorbild des französischen Dichters nicht denkbar.
Prof. Dr. Ulrich Schödlbauer spricht einführend zum Thema „Baudelaires Moderne“. Im Anschluss liest Dr. Peter Schütze unter dem Titel „Pariser Bilder“ aus der Gedichtsammlung „Les Fleurs du Mal“ und aus dem „Spleen de Paris“, einer Sammlung von fünfzig Prosagedichten, die größtenteils erst nach dem Tod Baudelaires erschienen. Beide Werke sind undenkbar ohne die Erfahrung der Stadt Paris, wenngleich sie kaum Schilderungen von Schauplätzen enthalten.
„Das Paris-Typische“, schreibt der Baudelaire-Forscher Claude Pichois, „ist die Sensibilität, die sich in den Texten des Dichters findet: nervöses Temperament, Geschmack an der Modernität, Kult der Künstlichkeit, Dandytum, Leidenschaft für die Masse, eine Erotisierung, die das Individuum mit einer elektrischen Aura umgibt, Heimsuchung vom Geheimnisvollen, das sich einem klarsichtigen Auge überall offenbart.“
Dass das traditionelle Versgedicht die Erfahrungswelt der modernen Großstadt nur unvollkommen wiedergeben kann, war für Charles Baudelaire ein wesentlicher Impuls, mit der Gattung des Prosagedichts zu experimentieren. Er träumte dabei, wie er im Vorwort des „Spleen de Paris“ schreibt, „von einer poetischen, einer musikalischen Prosa, die ohne metrischen Rhythmus und ohne Reim geschmeidig und zugleich sperrig genug wäre, um sich den lyrischen Bewegungen der Seele, den Wellen der Träumerei, den unerwarteten Sprüngen des Bewusstseins anzupassen.“ Dieses Ideal erwachse „vor allem aus dem Leben in den riesigen Städten, aus den zahllosen sich kreuzenden Beziehungen in ihnen.“ In nicht wenigen Texten erscheinen alltägliche Menschen der Großstadt: reiche Bürger und Handwerker, Kinder und Alte, einsam Umherirrende. Andere Prosagedichte beschreiben die isolierte Existenz des Künstlers. Charles Baudelaire fügt die flüchtigen, hässlichen und dissonanten Bestandteile der Wirklichkeit in ihren Beziehungen und Analogien kunstvoll zusammen. So entsteht eine der Moderne gemäße Form der Schönheit.